Carolyn Leonhart ist die namensspendende Vokalistin des Bandprojekts Lyn Leon. Zusammen mit den eidgenössischen Perkussionisten Stephan Diethelm und Matthias Eser sorgt die New Yorker Steely Dan-Sängerin nicht nur im Heidiland für Aufregung. Ihr 2004er Album „Glass Lounge“ schreckt beim Erscheinen die interessierte Fachpresse auf, die sich zu stimmungsvollen Lobliedern hinreißen lässt. Von „ungewohnter Musik voll surrealer Schönheit“, die „behutsam unter die Haut geht“, ist die Rede, und davon, dass ihr Sound von Glasinstrumenten bestimmt wird.
Diese ungewohnten Klangvorstellungen bringen Diethelm und Eser in das Projekt ein. Während ihres jahrelangen Engagements beim Schweizer Schlagzeug-Ensemble entwickeln sie in Zusammenarbeit mit der Glasbläserei Glasi/Hergiswil ihr ausgeklügeltes und zerbrechliches Instrumentarium. Glas-Marimba, Glasröhren und Alltagsgegenstände aus Glas sorgen für ein unerhörtes Klangvergnügen.
Auf diesem um Rhodes, Bass und Drums erweiterten Fundament entfaltet Carolyn Leonhart ihre zart-souligen Melodien. 1996 lernt sich das Trio kennen, als Carolyn für eine Kooperation mit der Swiss Percussion Group nach Zürich reist. Die passende Chemie und gemeinsame musikalische Vorstellungen ermuntern die drei, ein eigenes Projekt zu initiieren. 1998 erwecken sie Lyn Leon zum Leben und gebären die CD „Glass Songs“. Nach einem ersten Achtungserfolg erscheint sechs Jahre später „Glass Lounge“, mit dem sie sich über die eidgenössischen EU-Außengrenzen hinaus Gehör verschaffen. Den Erfolg ihres Konzepts spiegeln hochlöbliche Kritiken, der Auftritt beim Peter Gabriel-Open Air in Kaiserslautern (2004)und das Engagement als Support-Act der Al Jarreau-Tour im Herbst 2004 wieder.
Mit ihren greifbaren Kompositionen zwischen Soul, Jazz und Elektro-Pop sorgen Lyn Leon live und auf CD für einige Überraschungen. Der Opener von „Glass Lounge“ ist klanglich und melodiös so geheimnisvoll gestaltet, dass selbst abgebrühte Vielhörer-Hasen ganz genau hinhören, um die klangliche Eigenwilligkeit zu erfassen und zu genießen. Sparsam instrumentiert, kokettiert ihr Gesamtkonzept sensibel mit der Überschaubarkeit, die die Trip Hop-Ära der Popmusik schenkte.
Harmonisch von Rhodes- und Mallett-Klängen, rhythmisch von Bass und Drums getragen, verführen die Songs der Glass Lounge zum Dauerhören. Die Arrangements, die auf Soloeinlagen größtenteils verzichten, orientieren sich strukturell am Pop-Format, was sie für eine breite Hörerschaft zugänglich macht. Der Eingängigkeit ihres Liedguts können auch die gekonnt inszenierten 13/8 und 6/4-Takte von „Marimba Lounge“ und „The Answer“, die für gewöhnlich als abgefreakte Jazz-Metren wahrgenommen werden, nichts anhaben.
2005 erscheint, vom Erfolg des Al Jarreau Toursupports beflügelt, das ambitionierte „Private Pop“. Der Name ist Programm. Lyn Leon setzen darauf ihre geschmeidige Reise in zarte Poplandschaften fort und rekrutieren scharenweise neue Fans.